Gestalten Sie online ein Erinnerungsbuch mit den Kerzen und Bildern von der Gedenkseite und eigenen Fotos – Lieferung direkt nach Hause.

Zur Fotobuchsoftware

Fassen Sie Ihr Mitgefühl in Worte!

Kondolenz schreiben

Ewald Bubnergestorben am 20. Oktober 2021

Stimmungsbild

Lebenslauf Ewald Bubner
schrieb am 3. März 2022 um 13.11 Uhr

Lebenslauf Ewald Bubner

Ewald wurde am 27. Juli 1932 in Erkner bei Berlin geboren. Ewalds Mutter Elsbeth arbeitet im Haushalt, Vater Karl arbeitete in landwirtschaftlichen Betrieben, später bei den Berliner Elektrizitätswerken. Ewalds jüngerer Bruder Karl- Heinz kam zwei Jahre später zur Welt und wurde zeitlebens „Kalli“ genannt, Ewalds Spitzname „Epi“ dagegen hat sich nur in seiner Kindheit gehalten.
Ewald besuchte die Schule bis zur 10. Klasse und begann dann eine Lehre als Maurer, die ihn am Wiederaufbau im kriegszerstörten Berlin teilnehmen ließ. Vater Karl war während des II. Weltkriegs Sanitäter und kehrte ca. 4 Jahre nach Kriegsende zur Familie zurück.
Mitte der fünfziger Jahre zog die Familie in den Westberliner Stadtteil Zehlendorf (Am Fuchspass 17) und Ewald begann ein Studium an einer Ingenieurschule, was er 3 Jahre später mit einem Diplom an der TU Berlin beendete. Schon während dieser Zeit arbeitet Ewald als Student bei dem Architekten Frei Otto, dessen Familie ihm über die Kirchengemeinde bekannt war. In dieser Zeit war Ewald auch an der Errichtung der Zelte im Kölner „Tanzbrunnen“ beschäftigt, die bis heute dort aufgestellt sind.
!957 heiratete Ewald Christa Gröndahl, die er in der Jugendgruppe der evangelischen Jugend kennenlernte, beide verlebten dort gemeinsame Zeiten in der Jugendgruppe beim Volkstanz, im Chor oder während einiger Thaterprojekte. Ewald berichtete später oft über legendäre Proben und Aufführungen zu Stücken wie „Halleluja Billy“, „Draußen vor der Tür“ oder „Der Zerbrochenen Krug“ von Heinrich von Kleist, in dem er die Hauptrolle spielte.
Hauptrollen waren ihm auf den Leib geschnitten, denn Fleiß und Zielstrebigkeit im Beruf, Offenheit und Begeisterungsfähigkeit für die von ihm selbst eroberten schönen Künste, gepaart mit Humor, Charme und Hilfsbereitschaft im privaten prägten ein Charisma, dass auf viele auch seiner späteren Wegbegleiter einen bleibenden Eindruck hinterließ. Vor allem seine Familie erlebte ihn aber auch als kontrollierten, kritisch urteilenden Menschen mit schwankenden Launen.
1960 kam der erste Sohn Martin Zur Welt und die junge Familie zog an den Südrand von Zehlendorf in eine Neubausiedlung (Sachtlebenstr. 35a). Ab August 1961 teilte eine Mauer die Stadt Berlin und im selben Jahr erlitt Ewalds Mutter Elsbeth einen Schlaganfall, der sie für die folgenden vierzig Jahre an den Rollstuhl band und eine schwere Sprachstörung hinterließ.
Mittlerweile hatte sich Ewald als Architekt selbstständig gemacht, führte ein eigenes Büro mit bis zu sieben Mitarbeitern und gewann Wettbewerbe für Kindergärten, Gemeindezentren und Kirchen (z.B. Schönow, mit Frei Otto).
1963 wurde der zweite Sohn Nikolaus geboren, 1967 folgte der dritte Sohn Benjamin.
In das Jahr 1969, kurz nach dem Wegzug der Familie aus Berlin fällt auch eine der Begegnungsprojekte der „Arbeiterjugend“ in die Sowjetunion, bei der Ewald Gelegenheit hatte, seine russischen Sprachkenntnisse im Kontakt mit jungen Menschen dort zu erproben. Begeistert erzählte er von einem Lagerfeuerabend mit russischen Jugendlichen, bei dem man sich gegenseitig Lieder aus der Heimat vorsang und die eigene Friedfertigkeit versicherte.
Ende 1968 war die inzwischen fünfköpfige Familie Bubner in das kleine Dorf Warmbronn bei Stuttgart gezogen, da Ewald das Angebot Frei Ottos angenommen hatte, mit ihm als Büropartner in den folgenden Jahren das Dach des Olympiastadions für die olympischen Spiele in München 1972 zu realisieren. Auftraggeber war der deutsche Architekt Gunther Behnisch.
Entwürfe und Bauten aus weitgespannten Flächentragwerken aus Seilnetzkonstruktionen und Membranen hatten Frei Otto seit seinem Beitrag für die Weltausstellung 1967 in Montreal international bekannt werden lassen, außerdem erhielt er einen Lehrauftrag an der Universität Stuttgart.
Zwischen 1968 und 1973 versammelte sich eine multikulturelle Gemeinde von Architekturstudent/innen und jungen Architekt/innen aus aller Welt um das kleine Atelier Warmbronn und das Institut Für Leichte Flächentragwerke (IL) in Stuttgart- Vaihingen um die Person Frei Ottos, um an „Olympia“ zu arbeiten. Ewald erwies sich hier als geschickter Moderator und Verhandlungspartner, indem er insbesondere bei inhaltlichen und finanziellen Verhandlungen Ottos fortschrittliche Arbeit nach außen (und innen) vertrat. Hier schlossen Ewald und Christa aber auch zahlreiche Freundschaften. Einige dieser Freundschaften sind auf späteren Auslandsreisen auch von den Söhnen weiter vertieft worden.
Nach der Arbeit in München 1972 blieb Ewald noch bis 1975 Partner von Frei Otto bei weiteren, z.T. neuen und zukunftsweisenden Projekten im Bereich leichte Flächentragwerke wie z.B. bei der Multihalle Mannheim.
Im Jahr 1975 wurde Ewald als ordentlicher Professur an den neu eingerichteten Lehrstuhl „Konstruktives Gestalten“ an die Universität- Gesamthochschule Essen berufen. Die gesamte Familie zog deshalb 1976 zunächst nach Essen.
1978 plante Ewald ein eigenes Wohnhaus für die gesamte Familie in Wulfen-Barkenberg am Nordrand des Ruhrgebiets (Stadt Dorsten). Hier realisierte Ewald seine Vorstellungen von offenen, hellen und fließenden Raumfolgen mittels einer leichten Holzskelettkonstrukion und geschosshohen Fensterfronten. Dieses Haus, zum kleineren Teil von der Familie auch in Eigenleistung errichtet, wurde 1979 bezogen, Ewald und Christa lebten hier insgesamt 42 Jahre lang bis zum Juni 2021. Für alle drei Söhne wurde dieser Ort für die längste Zeit ihres Lebens das Elternhaus und ein Ort wunderbarer Erinnerungen an zahlreiche Weihnachtsfeste, Familienfeste und Partys mit Gästen aus vielen Ländern.
In seiner Zeit als Professor bis 1997 vermittelte Ewald an seinem gut ausgestatteten Lehrstuhl nicht nur Studenten den Membranbau und die Baukonstruktion, sondern leitete auch Forschungsarbeiten und Labortests an der Universität an gealterten und neuen Membranmaterialien. Eine selbstverlegte Publikation dazu („Verbindungstechniken- Connection Detail“) wurde erfolgreich in der Fachwelt vertrieben. Durch Gastvorlesungen im Inland, Gastprofessuren an der Harvard University sowie an verschiedenen südamerikanischen Universitäten (La Paz, Buenos Aires) konnte er sein Wissen auch an die junge Architektengeneration weitergeben, für letztere hatte er angefangen, Spanisch zu lernen und schliesslich auch zu sprechen. Außerdem erhielt er noch über seine Beamtentätigkeit als Professor hinaus Beratungsaufträge im In- und Ausland (z.B. Jeddah, Saudi-Arabien). Auf vielen privaten Reisen mit der Familie und später mit Christa lernte Ewald das europäische Ausland so wie auch Nord-Mittel- und Südamerika, Thailand, Gambia und später auf einer letzten Vorlesungsreise auch den Iran kennen.
Nachdem Sohn Benjamin seit 2010 in Abu Dhabi arbeitete, besuchten Ewald und Christa insgesamt neunmal die Vereinigten Arabischen Emirate. Hier starb 2017 auch seine Schwiegertochter Birgit.
Im Juni 2021 verließen Ewald und Christa ihr Wohnhaus und siedelten in eine Seniorenresidenz in Bad Neuenahr-Ahrweiler um. Nach 42 Jahren waren die alltäglichen Pflichten und Aufgaben der eigenen Lebensführung in Haus und Garten immer schwerer zu bewältigen. Die erfolgversprechende Eingewöhnungsphase in der „Villa Sibilla“ begann am 11. Juni, bevor am 14. Juli das Hochwasser kam. Alle Heimbewohner wurden in Hotels nach Bonn evakuiert, wo Ewald und Christa schließlich im Hotel Ameron unterkamen. In den weiteren sehr sonnigen Wochen erkundeten sie Bonn.
Ewald, der schon länger an einer Niereninsuffizienz litt, ereilte Ende September ein Herzinfarkt. Er starb am 20.10. 2021 nach vier Wochen Krankenhausaufenthalt im Bonner Krankenhaus St. Petrus. Am 6. November 2021 wurde seiner Urne in Anwesenheit von 45 Trauergästen auf dem Waldfriedhof Bonn- Heiderhof beigesetzt.

(Martin Bubner, Oktober 2021)

Stimmungsbild

pantherlaus
schrieb am 30. Januar 2022 um 19.11 Uhr

Von Deepti:

I met Ewald in 1988 as a very young student of architecture, visiting to see tensile structures in Germany for a month. He graciously hosted me for a week, took me to the University with him and showed me around.
Out of my home for the first time, I was quite home sick. He made me his Indian daughter, and took me in his lap to watch TV, something for which he chided me for decades to come. Being in two different continents, we met very few times over the years but we always stayed in each others' hearts. Each time we met I received the same love from him and Christa. When I visited him in 2007, knowing their love for good food, I brought spices from India so that I could cook an Indian meal for them. Due to my study of engineering in tensile structures, Ewald gifted me his wonderful book and signed it as - with love and respect to me. I was absolutely overwhelmed.
whenever we met, he served his best wines and his special cocktails and we had endless conversations over drinks.
He was a true gentleman, he would take my coat if we went for dinner, and would make sure my train took off when he dropped me, before going back. At the same time, he was happy to take a few bites from my plate as a father.
He was a perfectionist. His drawings, though hand drafted, were superior to any computer aided drawings, but he had no pride and was very humble.
He was the best possible host. Once he was busy, so Benjamin and Brigitte picked me up, and insisted on taking me to lunch only to a very fancy place "because I was with the Bubners" That lunch at Shalke 4 was quite special.
I can go on and on about my memories of him, and with him, but It is not possible to put down in words, what I felt for him, still feel for him.
He shall be in my heart as my German father as long as I shall live. 💕🥰🙏🏻

Stimmungsbild

Krischan Rohrbeck-Block
schrieb am 19. Januar 2022 um 18.07 Uhr

Liebe Christa, Martin, Niko, Benni,
liebe Familie und Freunde,
ich bin von Berlin nach Bonn gekommen, um mit euch gemeinsam Abschied von Ewald zu nehmen. Wenn ich hier heute etwas mit euch teilen möchte, dann sind es meine ganz persönlichen Erinnerungen und mein Dank für diese wunderbare lange Freundschaft.
Begonnen hat sie als wir uns als erste Bewohner der damals neu gebauten Hilfswerksiedlung in der Sachtlebenstraße begegneten.
Ich lebte dort mit meiner Mutter, Irmgard Block, und meinem 6 Jahre jüngeren Bruder Klaus - ihr zogt als junge Familie ins Nachbarhaus. Und schon recht bald war unser Treffpunkt der kleine Spielplatz in der Siedlung.
Ich wurde die Babysitterin der Kinder und später die Patentante von dir, Niko.
Ich komme aus einer traditionellen Theologenfamilie – ihr hattet Beziehungen zur ‚ Jungen Gemeinde‘ und später zur Kirche in Schönow, deren Architekt – wenn ich mich richtig erinnere – Ewald war ?
In unserem Frauen lastigen Haushalt – mein Vater starb, als mein Bruder ein halbes Jahr alt war, fehlte die väterliche Bezugsperson, ein männliches Vorbild.
Ewald wurde und war das – vor allem für Klaus, meinen kleinen Bruder. Dieses Vertrauensverhältnis öffnete meinem Bruder später den Weg zu Kunst und Architektur.
Für unsere Mutter wart ihr in dieser Zeit unglaublich unterstützend. Ganz selbstverständlich habt ihr sie zu Konzerten und Theaterveranstaltungen mitgenommen und habt sie zu euch nach Hause eingeladen. Es wurde in abendlichen Runden bei Wein und gutem Essen lebhaft - auch manchmal kontrovers - über Gott und die Welt diskutiert.
Wir haben viele turbulente Feste miteinander gefeiert.
Ich habe Ewald als einen sehr klaren, warmherzigen, großzügigen, humorvollen Menschen in Erinnerung.
Ich denke dabei an mehrere kritische Situationen in der Sachtlebenzeit , in denen er mir durch seine Ruhe, Besonnenheit und Stärke Vertrauen und Sicherheit gab.
Er war in seiner Kreativität immer für Überraschungen gut.
Christa, erinnerst du dich an einen eurer letzten Besuche bei uns in der Hähnelstraße in Berlin?
Ihr kamt zum Brunchen zu uns. Wir saßen an unserem großen runden Tisch, der in Anlehnung an alte Zeiten Bubner’sch gedeckt war - froh, mal wieder beieinander zu sein. Nach dem ersten Prosecco sagte Ewald plötzlich:
„Es ist wirklich wunderschön bei euch, aber irgendetwas stimmt hier nicht,“ stand auf, schaute sich im Berliner-Zimmer um und veranlasste einen sofortigen Platztausch von Flügel und Tisch. Er war zufrieden und wir feierten entspannt und fröhlich weiter.
Diese Möbel stehen bis heute so.

Ich bin sehr traurig, dass Ewald nicht mehr bei uns ist,
ich bin traurig, dass ich keine Gelegenheit mehr hatte, ihn zu sehen.
Um so dankbarer bin ich für unsere gemeinsame Zeit.

Stimmungsbild

Rainer Graefe
schrieb am 19. Januar 2022 um 18.01 Uhr

„Den Ewald Bubner musst Du kennenlernen“, teilt mir Fritze Dressler mit. Er hat gerade einen Job in Frei Ottos Atelier in Berlin bekommen. Ein erstes Treffen glückt noch in Berlin auf einer Party der Dresslers. Richtig lerne ich die Bubners aber erst in Warmbronn kennen. Die Planungen für die Olympiabauten in München stehen an. Langhaarige und Bärtige in exzentrischer Kleidung bevölkern Warmbronn und das dortige Atelier. Hier führt Ewald gemeinsam mit Frei Otto Regie. Das Münchner Projekt: eine Riesenarbeit, die im Atelier und im Vaihinger Institut zu bewältigen ist, Stress, Komplikationen, Streit mit Günther Behnisch, Streit mit Fritz Leonhardt, ein immer aufgeregter Otto und mittendrin cool Ewald, der steuert, beruhigt, das Team anweist und motiviert, Verhandlungen führt, die Entwicklungen weitertreibt, mehr als alle anderen arbeitet. Frei Ottos Kommentar: „Was kann der Ewald arbeiten!“ Die Mitarbeiter sind ein buntes internationales Völkchen, darunter sehr eigene Leute wie Rob Krier, Oleiko, Fritz Dressler, Bodo Rasch, Einar Thorstein. Ein Stück bergauf wohnen die Bubners, Ewald, Christa und die drei Knaben Martin, Niko, Benni. Dort zieht es uns hin. Mit Familie und Beruf eigentlich hinreichend ausgelastet, glänzen die Bubners dennoch als Gastgeber. Häufige Treffs, ganze Serien von Parties finden bei ihnen statt. Sie bleiben in schönster Erinnerung.

Ewald plant gemeinsam mit Frei Otto nach Olympia noch viele Projekte und Bauten, darunter die Mannheimer Gitterschale (das „Wunder von Mannheim“) und die spinnwebfeine Hellabrunner Voliere. Seine wesentlichen Anteile an Entstehung und Realisierung dieser bedeutenden Arbeiten zu würdigen, fehlt hier die Zeit. Ewald hat diese Zusammenarbeit im Nachhinein als den „vielleicht aufregendsten Abschnitt seines Berufslebens“ bezeichnet. Als Ewald den Ruf nach Essen erhält, schmieden wir Pläne: Vielleicht findet sich dort auch ein Platz für mich? Vielleicht können wir dort gemeinsam was machen? Das klappt leider nicht. Wie gerne wäre ich mitgekommen!

In Warmbronn beginnt also die Freundschaft mit Ewald und Christa. Beim Rückblick durchquere ich ganze Wolken von Erinnerungen. Ich greife einige heraus:

Ewalds schon angesprochene Arbeitslust. Gerne sieht man seinen Aktivitäten im Atelier zu: Wie aus dem Ei gepellt sitzt er da, zeichnet, korrigiert flott, lenkt mit höchster Präzision die Arbeiten, schmettert mit einem „Danke!“ den Telefonhörer hin. Die Stimme sonor, die Sprache Berlinisch, der Ton bestimmt. Nicht weniger sehenswert die gutgelaunten Aktivitäten zuhause. Niemand wischt so elegant den Tisch, niemand führt den Staubsauger so zielstrebig. Nach arbeitsreichen Tagen sitzt Ewald nachts unten im Souterrain, neben Martins Refugium und schreibt an seiner Dissertation. Bei unserem Spanien-Urlaub sitzt Ewald in Badehose mit Leitz-Ordner am Mittelmeerstrand und studiert Spanisch. Während der Rheinsberg-Ferien studiert er die Kunst des Cocktail-Mischens und serviert uns täglich neue Kreationen: Wohlige Abende mit Weichzeichner!

Ewald und die Musik: für Insider nur ein Wort: „Plattenraten“! Ein Heiden-Spaß! Ewald scheitert an meinen Renaissance-Platten. Seine Rachmaninov-Platten sind für mich eine Entdeckung. Wir baden in der Musik. Höre ich heute Rachmaninov, denke ich an Ewald. Das Singen: Ewald und Christa kennen unzählige schöne und lustige Lieder. Gemeinsam gesungen haben wir, aber leider nicht oft.
Die Literatur: belesene Architekten sind rar. Ewald war einer von ihnen. Die Architekturgeschichte: Ewald missbilligt den spanischen Barock.

Ewald und die Familie: Ein schönes Thema, das Wort überlasse ich den Söhnen.

Ewald und die Frauen: Ewald steht auf Christa, da können ihm andere Damen noch so schöne Augen machen. Aber so ein bisschen schäkern: durchaus gerne! Zufallsbegegnung mit Ingrid Steeger, Ewald: „Wo ist denn nun der Schlitz im Kleid, Frau Steeger?“

Gemeinsame Reisen:
Christa und Ewald, Erika und Rainer paddeln auf den Brandenburger Seen, gute Stimmung zwischen beiden Booten; in Mallorca die abendlichen Katzenfütterungen; in den Pfahlbauten im Neusiedler See: Mückenwolken, Benni kann den kompletten Otto Waalke auswendig; Reise nach Moskau: mit Evald-Karlovič beim russisch-ossetischen Gelage in Murats Datscha; Urlaub bei uns in Ziegelstadel: Ewald tritt auf der Wiese in ein Wespennest und bricht alle Geschwindigkeit-Rekorde. Auf den Reisen, bei vielen Spaziergängen unsere Gespräche und Diskussionen. Manche Ideen, Spinnereien, Vorhaben sind tatsächlich doch etwas geworden! Nach langer Pause haben wir uns ein letztes Mal im vorigen Jahr in Würzburg getroffen.

Überrascht bemerke ich, dass Ewald im Juli seinen 89. Geburtstag gefeiert hat. Er wirkte so jung, irgendwie alterslos. Etwas war Ewald immer vom Jugendgruppenführer geblieben, der vorangeht, dem alle folgen. Nun also der Abschied. Mancher liebe Freund hat uns in den letzten Jahren schon verlassen. Wir sind eben alt. Aber dieser Abschied - liebe Christa, lieber Martin, lieber Niko, lieber Benni - schmerzt doch sehr.

Ein früher Bau von Ewald ist gerade als „Kleinod“ im neuen Ingenieurbauführer Berlin gewürdigt worden: seine evangelische Kirche in Berlin-Schönow von 1963. Die feine Architektur verkörpert Manches, was wir an Ewald geschätzt und geliebt haben: Einfachheit, Klarheit, Ausgewogenheit und Spiritualität.

Lieber Ewald: Adieu!

Rainer Graefe November 2021

Stimmungsbild

Joana Bubner
schrieb am 9. November 2021 um 19.44 Uhr

Bonn-Heiderhof, 6. November 2021

Beerdigung Opa Ewald

Erstmal hallo zusammen.
Ich bin Joana. Wie einige von euch wissen, bin ich die Enkelin von Ewald. Als er gestorben ist, habe ich geschlafen, da es sehr früh war. Ich habe es erst erfahren, nachdem ich aufgewacht bin. Ich habe zwar jemanden telefonieren hören, aber ich habe im Schlaf nicht wirklich darauf geachtet.
Wir wissen, dass er, auch wenn er 89 geworden ist, zu früh gegangen ist, und ich
glaube, er wollte auch noch länger leben und mehr erleben.
Er hat großartige Arbeit geleistet, wie man am Zeltdach des Münchner Olympiastadions sehen kann. Er war ein besonderer Mensch. Er war ein guter Ehemann, ein guter Vater und ein guter Großvater, und wir wünschten alle, dass er nicht von uns gegangen wäre, doch das ist er, und wir alle können nur hoffen, dass er, wo auch immer er jetzt ist, es ihm dort besser geht, und er ohne Schmerzen oder Sorgen leben kann – und wer weiß, vielleicht schaut er ja gerade von da oben zu uns herunter und fragt sich, was ich bloß erzähle.
Wie Albert Schweitzer, den hier wahrscheinlich niemand kennt, einst sagte: Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht im Herzen seiner Mitmenschen. Damit hat er Recht. Auch wenn er nicht mehr dort ist, wo er war, er ist überall, wo wir sind, und wird immer in unseren Herzen weiterleben.

Vielen Dank für‘s Zuhören!

Stimmungsbild

Martin Bubner
schrieb am 8. November 2021 um 13.24 Uhr

WENN ICH STERBE – CUANDO YO ME MUERA

So beginnt das kurze spanische Gedicht von Garcia Lorca, welches Ewald, wie ich neulich feststellte, immer bei sich trug.
Und offenbar schon sehr lange, es ist noch mit Schreibmaschine getippt.

Seine Liebe zur spanischen Sprache, die er immer gerne anwandte und auch noch etwas beherrschte, aber vor allem seine Liebe für Gedichte ist einigen von uns bekannt.

Wir wissen, dass er schon als junger Erwachsener begann, sich eigenständig eine Welt zu erschließen, die ihm nicht in die Wiege gelegt war.

Seine Begeisterung für die Musik, die Malerei, das Theater und die Literatur hat er später immer wieder gerade an uns Jüngere weitervermittelt.

Als wir noch Kinder waren, hatte er versucht, uns Gemälde und Stilrichtungen zu erläutern (die wir auch schnell wieder vergaßen) oder später spielte er uns oder Gästen Auszüge aus Symphonien vor, damit diese erraten werden konnten oder er las abends im Wohnzimmer Textpassagen aus Romanen vor, die ihn besonders angesprochen hatten und wir hörten geduldig zu.

Viele Freunde von uns lernten die Welt des Theaters oder der Philosophie erst über Ewald kennen und schätzen.





Aber egal, worum es sich handelte, Ewald hat seine Zuhörer besonders durch seine Begeisterungsfähigkeit, seine Überzeugungskraft, seine Ausstrahlung und Hingabe in den Bann gezogen, eben durch seine Persönlichkeit. Und diese Persönlichkeit war sehr vielseitig.

Wir kennen ihn auch als rationalen Menschen, der durch planvolles Vorgehen, Fleiß und Zielstrebigkeit vor allem in seinem Beruf sehr erfolgreich war.

Aber dann konnte er wieder unvermittelt seine Umgebung damit überraschen, vollständige Gedichte zu rezitieren, Gedichte aus seiner Schulzeit und aus den Jahren bis heute, die er einmal auswendig gelernt, selten angewandt, aber stets präsent hatte.
Eine Fähigkeit, die ich immer bewundert habe.

Ewald war eben (auch) ein „Romantiker“, auf jeden Fall brauchte und benutzte er die Kunst, um sich und seine Gefühle auszudrücken.

Eigentlich hätte er dieses Gedicht auch auswendig lernen können, aber er trug es immer bei sich….

Es findet sich unter „Kerzen“.